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Channel: Gesundheitsforen Leipzig
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Verlorene Lebenszeit durch Luftverschmutzung

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Laut einer Anfang des Jahres veröffentlichten Studie der University of British Columbia (Kanada) sterben jährlich bis zu 5,5 Millionen Menschen vorzeitig aufgrund zu schlechter Luftqualität. Mehr als die Hälfte der Betroffenen stammt aus Ländern mit der weltweit am schnellsten wachsenden Industrie – China und Indien. In den Richtlinien der World Health Organization (WHO) zur Luftqualität wird eine tägliche Feinstaubbelastung von 25 Mikrogramm pro Kubikmeter festgelegt, die in Beijing und Neu-Delhi um das 12fache überschritten wird. Die Software AirQ+, die durch die Gesundheitsforen Leipzig im Auftrag der WHO entwickelt wurde, hilft dabei, die derzeitigen und zukünftigen Gesundheitsrisiken aufgrund von Luftverschmutzung für die Bevölkerung abzuschätzen. Neben der Belastung in Haushalten rural geprägter Regionen (Household air pollution), wie häufig in Entwicklungsländern, wirkt sich insbesondere umgebungsbedingte Luftverschmutzung (Ambient air pollution) durch Industrie, Kraftwerke, die Verbrennung von Kohle und Abgasbelastungen durch Fahrzeuge negativ auf den Gesundheitszustand der Bevölkerung und deren Lebenserwartung aus. Neben Gesundheitsrisiken für den Menschen ist Luftverschmutzung durch eine erhöhte Feinstaubbelastung sowie den Anstieg von Kohlenstoffdioxid, Stickstoffdioxid oder Ozon gleichermaßen Ursache der Erderwärmung. Nicht nur um Klimaveränderungen vorzubeugen, sondern auch, um nachhaltig die Gesundheit von Population zu verbessern, besteht internationaler Handlungsdruck. Die Verringerung der Emission ist in politischen Diskussionen deshalb bereits an der Tagesordnung, bringt jedoch selten Regularien mit sich, die gesetzlich bindend sind. Softwaretool bietet Hilfe und Transparenz Welche Auswirkungen hat eine steigende Feinstaubbelastung auf eine Population hinsichtlich der durchschnittlichen Lebensdauer? Welcher Anteil an Asthmaerkrankungen der 5- bis 14-jährigen Kinder kann auf eine erhöhte Schadstoffkonzentration zurückgeführt werden? Für die Beantwortung konkreter Fragestellung wie dieser hat das Software Team der Gesundheitsforen Leipzig im Auftrag der WHO die existierende Software AirQ (letztes Update 2004) überarbeitet und zum Teil von Grund auf neu entwickelt. Das Ziel war es neben einer besseren Nutzerfreundlichkeit und Bedienbarkeit, durch eine umfangreiche Hilfefunktion, auch die wissenschaftlichen Entwicklungen der letzten Jahre zu berücksichtigen. So bietet AirQ+ eine verbesserte Analysefähigkeit, ermöglicht die einfache Anpassung zugrundliegender Modelle und ist in der Lage, die Ergebnisse der Analysen dynamisch zu visualisieren. Die Software stellt eine Reihe von Standardparametern bereit, um typische Fragestellungen beantworten zu können. Die Daten stammen aus wissenschaftlichen Studien und Metaanalysen bis 2013. In Rückgriff auf epidemiologische Methoden werden den Berechnungen u. a. Dosis-Wirkungs-Kurven zugrunde gelegt. Die unterschiedlichen Gesundheitsrisiken können über sogenannte Health Endpoints modelliert werden, auf deren Basis das relative Risiko bestimmt wird. Mit Hilfe dieses Risikomaßes können Kurz- und Langzeiteffekte der Luftverschmutzung auf die Gesundheit abgeschätzt werden. Zu den vordefinierten Gesundheitsrisiken gehören neben der Mortalität u. a. verschiedene Erkrankungen der Atemwege (wie bspw. Bronchitis, Asthma, COPD, Lungenkrebs) und kardiovaskuläre Erkrankungen. Diese sind zum Teil nach Altersgruppen und Geschlecht gestaffelt. Zudem wird zwischen Kurz- und Langzeitfolgen unterschieden. Die Nutzer können auch eigene Health Endpoints definieren, falls sie über die notwendigen Daten verfügen. Die Software ermöglicht darüber hinaus die Simulation der Lebenswertung für die Population einer Stadt oder auch Region. Im Vergleich zur jetzigen Situation kann aufgezeigt werden, wie viele Lebensjahre aufgrund von Luftverschmutzung verloren gehen. Über die wissenschaftliche Verwendung hinaus, bspw. durch Forscher aus dem Bereich der Public Health, können Akteure aus der Politik und anderen Bereichen die Potentiale solcher Analysen nutzen, um gezielter gegen die Gefahren durch Luftverschmutzung vorzugehen. Damit gelänge nicht nur ein Brückenschlag zwischen Wissenschaft und Praxis, sondern auch eine Anreicherung der politischen Diskussion mit fundierten Argumenten. Die Software AirQ+ kann ab sofort heruntergeladen und kostenfrei genutzt werden. Nähere Informationen erhalten Sie hier (in englischer Sprache).

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